Alte Bibliothek (Berlin)

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Description

Die Alte Bibliothek am Bebelplatz 1 ist ein Gebäude im Berliner Ortsteil Mitte gegenüber der Staatsoper Unter den Linden. Es wurde von 1775 bis 1780 an der Westseite des damaligen Platzes am Opernhaus für die Königliche Bibliothek zu Berlin errichtet. Der von Boumann und Unger im Stil des Barock entworfene Bau, im Berliner Volksmund aufgrund seiner geschwungenen Form als „Kommode“ bezeichnet, liegt neben dem Alten Palais am Boulevard Unter den Linden.

Die beiden Gebäude von Bibliothek und Palais sind heute Sitz der Juristischen Fakultät der Humboldt-Universität.

Geschichte

Friedrich der Große, König von Preußen, erteilte den Auftrag für den Bau als Teil seines Forum Fridericianum. Der König wollte die Literatur der Königlichen Bibliothek, die zuvor nur dem Adel, Ministern, Wissenschaftlern und höheren Staatsbeamten vorbehalten war, dem Bürgertum zugänglich machen. So steht bis zum heutigen Tage über dem Portal der lateinische Spruch: „nutrimentum spiritus“ (dt.: „geistige Nahrung“). Von den Berlinern soll das wie folgt frei übersetzt worden sein: „Spiritus is ooch 'n Nahrungsmittel“.

Ab 1784 nahm der Bau die über 150.000 Bände der Königlichen Bibliothek zu Berlin auf. Diese wurde 1661 von Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg als Churfürstliche Bibliothek zu Cölln an der Spree gegründet und war im nur für angemeldete Benutzer zugänglichen Apothekenflügel des Berliner Stadtschlosses untergebracht. Die Königliche Bibliothek sammelte die wichtigsten Werke der Aufklärung, so zum Beispiel Schriften von Kant, Leibniz, Diderot, Rousseau und Voltaire. Die Einrichtung entwickelte sich Anfang des 19. Jahrhunderts zur nach Bestand und Benutzung größten und leistungsfähigsten Bibliothek des deutschen Sprachraums. Die stetig wachsende Anzahl an Büchern und Zeitschriften umfasste 1905 etwa 1,2 Millionen Bände und machte daher einen Neubau erforderlich. So zog die Bibliothek 1914 in das von Ernst von Ihne errichtete Gebäude Unter den Linden 8 und trug ab 1918 den Namen Preußische Staatsbibliothek. Seit 1990 gehören sämtliche Werke zur Nachfolgeeinrichtung, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz (mit zehn Millionen Bänden die größte Universalbibliothek Deutschlands). Zur besseren Unterscheidung wird das zuerst errichtete Gebäude seitdem Alte Bibliothek genannt.

Im Herbst 1895 zählte auch Lenin zu den Nutzern der Bibliothek; zur Erinnerung daran hatte die DDR den entsprechenden Raum Lenin-Lesesaal genannt (siehe Bild). Die Alte Bibliothek ähnelt stark dem Michaelertrakt (Winterreitschule) der Wiener Hofburg, da Friedrich der Große seinen Baumeister Unger angewiesen hatte, die fünfzig Jahre älteren Entwürfe des österreichischen Baumeisters Joseph Emanuel Fischer von Erlach für die Hofburg zu verwenden. In Wien wurde der Plan allerdings erst zwischen 1889 und 1893 in veränderter Form realisiert. Somit wurde als Kuriosität der Geschichte die Berliner Kopie mehr als hundert Jahre früher fertiggestellt als das Wiener Original.

Nach dem Auszug der Bibliothek 1910 umgebaut, beherbergte das Gebäude Hörsäle sowie die mit dem Monumentalgemälde Arthur Kampfs Fichtes Rede An die deutsche Nation geschmückte Aula der Friedrich-Wilhelms-Universität. Standbilder Fichtes und Savignys von Hugo Lederer flankierten das Portal.

Im Zweiten Weltkrieg beschädigten Bomben den südlichen Eckrisalit schwer und 1945 brannte das Haus bis auf die Umfassungsmauern aus. Unter der Leitung von Werner Kötteritzsch wurde zwischen 1963 und 1969 die Platzfassade rekonstruiert, wobei die noch vorhandenen Hoheitszeichen der Monarchie – Adler und Kronen – abgenommen und, wie auch Lederers Rektorenstandbilder, magaziniert wurden. Das Innere entstand mit nachgearbeiteten Figuren und Wandschmuck neu. Es wird seit seiner Fertigstellung als Sitz der juristischen Fakultät der Humboldt-Universität genutzt.

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